16.06.2023 –, K9 (Glashaus)
Sprache: Deutsch
Recherchieren ist Handwerk, so heißt es immer. Aber dafür, dass es so eine zentrale Tätigkeit im Journalismus ist, bleibt es oft seltsam unkonkret, wenn darüber gesprochen wird. Man recherchiert halt. Man spricht mit Menschen, bekommt Informationen, beschafft sich Dokumente.
Aber wie? Wie geht man wirklich vor, Schritt für Schritt? Wen rufe ich überhaupt an? Was ist der eine Kniff am Telefon, damit man in Erinnerung bleibt? Und führt wirklich erst gemeinsamer Schnaps zur geheimen Akte?
Mit dabei:
Georg Heil, rbb Kontraste
Georg Mascolo, SZ
Ann-Katrin Müller, Der Spiegel
Aus Gründen des Quellenschutzes ist es auch nicht so leicht, wirklich ganz konkret darüber zu sprechen, wie man bei eigenen Recherchen vorgegangen ist. Deshalb sprechen wir nicht nur über bereits erfolgte Recherchen, sondern stellen erfahrenen Rechercheur:innen die Frage: Wie würdet ihr hier vorgehen? Anhand von aktuellen Fällen aus den Nachrichten werden die Panelgäste im Detail ausgefragt, wie sie welche Rechercheschritte unternehmen würden. „Ich rufe meine Top-Quelle an, die ich seit Jahrzehnten kenne“, dieser Spruch zählt hier nicht. Es soll darum gehen, wer neue Quellen sein können. Wie man diese anspricht. Und wie diese einem dann die Informationen geben, die man haben will.
Das Ganze ist mehr Spielshow mit Einbindung des Publikums als Fachseminar. Aber gerade deshalb besonders lehrreich, für Rechercheanfänger:innen, aber ganz besonders auch für Fortgeschrittene.
Die Moderator:innen Christina Schmidt (Die Zeit) und Sebastian Erb (SZ) haben sich selbst mit hartnäckigen Recherchen einen Namen gemacht. Sie wollen in dieser Session – auch stellvertretend für das Publikum – etwas dazulernen. Deshalb wollen sie beim Nachfragen nicht lockerlassen, bis sie aus den Panelgästen herausbekommen haben, wie sie wirklich an den geilen Scheiß kommen.
Sebastian Erb ist seit Mai 2023 Redakteur im Ressort Investigative Recherche der Süddeutschen Zeitung in Berlin. Davor arbeitete er als Investigativreporter bei der taz. Seine Recherchen, vor allem zu Rechtsextremismus in Bundeswehr und Polizei, wurden mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit Platzierungen beim Wächterpreis, dem Otto-Brenner-Preis und dem „Langen Atem“. Er gibt Seminare zu investigativer Recherche, unter anderem an der Deutschen Journalistenschule, seiner alten Ausbildungsstätte. Fact-Checking macht er auch gerne offline: Er hat den angeblich kürzesten Fluss der Welt nachgemessen und gewann mit der Bühnenversion der Recherche den ersten Berliner Reporterslam.
Christina Schmidt ist Redakteurin im Ressort Investigative Recherche und Daten von ZEIT und ZEIT ONLINE. Meist recherchiert sie zu rechten Netzwerken bei der Bundeswehr und der Polizei, Geheimdienstaffären, den kleineren und größeren Ungereimtheiten in den Parlamenten. Zuvor war sie Investigativreporterin und noch früher Parlamentskorrespondentin bei der "taz". Für ihre Recherchen wurde sie mehrfach ausgezeichnet. Hinweise nimmt sie gern auch verschlüsselt via Threema entgegen: BAF7WTY9.
Georg Mascolo ist ein deutsch-italienischer Journalist. 1988 begann er seine Tätigkeit für den „Spiegel“, wo er zunächst für die Fernsehsparte über das Ende der DDR berichtete. Seine Reportage über den Fall der Mauer wurde von der UNESCO ins Weltdokumentenerbe aufgenommen. 1992 wechselte er zur Print-Ausgabe, leitete das Ressort „Deutschland“, das Berliner Hauptstadtbüro und war Korrespondent in den USA. Von 2008 bis 2013 war er Chefredakteur des Nachrichtenmagazins. Ausgezeichnet als politischer „Journalist des Jahres“, leitete er von 2014 bis 2022 die neu geschaffene Recherchekooperation von NDR, WDR und „Süddeutscher Zeitung“.
Foto: Hans-Jürgen Burkard
Ann-Katrin Müller, geboren 1987, recherchiert seit 2013 für den SPIEGEL, häufig zur AfD und Innerer Sicherheit, aber auch zu Desinformation, sexualisierter Gewalt und Frauenfeindlichkeit. Zuvor studierte sie Politikwissenschaften und European Studies in Bonn und London und volontierte beim ARD-Polittalk »hart aber fair.« Gemeinsam mit ihrem Kollegen Maik Baumgärtner hat sie das SPIEGEL/DVA-Buch „Die Unsichtbaren – Wie Geheimagentinnen die deutsche Geschichte geprägt haben“ geschrieben.