Unverhohlene Drohungen: Russland-Korrespondent:innen unter Druck
16.06, 10:45–11:45 (Europe/Berlin), K1
Sprache: Deutsch

In einem Käfig wurde der amerikanische Journalist Evan Gershkovich, Korrespondent:innen in Moskau beim Wall Street Journal, unlängst vor Gericht der Welt-Öffentlichkeit vorgeführt. Der Vorwurf: Spionage. Dabei hat Evan Gershkovich nur seine Arbeit gemacht. Der amerikanische Außenminister hat den Vorwurf umgehend zurückgewiesen. Dennoch wird Evan weiter im Gefängnis festgehalten.

Der Umgang mit Evan Gershkovich wird von vielen als Warnung verstanden. Einige westliche Medien haben ihre Reporter bereits zurückgeholt, andere mühen sich um Akkreditierungen und bekommen sie nicht.

Der Zugang zu Informationen aus Russland wird damit immer schwieriger und hat sich in den vergangenen Jahren drastisch verändert. Ausgerechnet jetzt, wo Russland Krieg führt, gegen die Ukraine. Ausgerechnet jetzt, wo russische Politik Auswirkungen für die gesamte Weltordnung hat und das Alltagsleben eines jeden prägt.
Was bedeutet das Vorgehen Russlands, wohin wird es führen und was können wir dagegen tun - bspw. als westliche Medien. Und was können wir tun, um Evan Gershkovich zu unterstützen?

Moderation: Julia Stein

Julia Stein ist im Vorstand von Netzwerk Recherche für Internationales zuständig. Sie gehört zum Board des Global Investigative Journalism Network und ist Mitglied des International Consortium of Investigative Journalists (ICIJ). Julia Stein arbeitet als Redakteurin bei den ARD-Tagesthemen und war zuvor Leiterin der trimedialen Redaktion „Politik und Recherche“ im NDR Landesfunkhaus Schleswig-Holstein. Als stellvertretende Leiterin im Ressort „Investigation“ des NDR hat sie maßgeblich an den „Panama Papers“ und an den Rechercheprojekten „OffshoreLeaks“, „SwissLeaks“ und „LuxLeaks“ gearbeitet. Von 2006 bis 2011 war Julia Stein Redakteurin und schließlich Redaktionsleiterin des Medienmagazins ZAPP, bis 2006 Politik-Redakteurin und Chefin vom Dienst beim „Hamburg Journal“. Während des Studiums der Politologie, Romanistik und Medienkultur in Paris und Hamburg war sie freie Mitarbeiterin beim NDR Hörfunk und der Ahrensburger Zeitung. Julia Stein wurde für ihre Arbeit mit dem Bert-Donnepp-Preis für Medienpublizistik und dem Deutschen Fernsehpreis ausgezeichnet.

(Foto: Thomas Stefan)

Anton Troianovski ist der Leiter des Moskauer Büros der New York Times. Er kam im Januar 2018 als Büroleiter für die Washington Post nach Moskau und wechselte im darauffolgenden Jahr zur Times. Er berichtete über Politik, Krieg, Kultur und Umwelt im gesamten postsowjetischen Raum, von der Ukraine und dem Kaukasus bis zur Arktis und dem Pazifik. Seit dem Einmarsch Russlands in die Ukraine im Februar 2022 leitet er die Russland-Berichterstattung der Times, während er in Istanbul und Berlin lebt.

Sein Artikel über den auftauenden Permafrost in Sibirien war Teil einer Serie der Washington Post, die 2020 mit dem Pulitzer-Preis für erklärende Berichterstattung ausgezeichnet wurde. Außerdem gehörte er zu dem Team der New York Times, das 2023 den Pulitzer-Preis für internationale Berichterstattung für seine Berichterstattung über den Krieg in der Ukraine erhielt.

Bevor er nach Moskau kam, arbeitete Anton neun Jahre lang für das Wall Street Journal, wo er in New York über Immobilien und Telekommunikation berichtete und dann als Deutschland-Korrespondent nach Berlin ging. Seine journalistische Laufbahn begann er als freiberuflicher Fotograf für die Webster-Kirkwood Times und die Suburban Journals in Missouri. Er wurde in Moskau geboren und wuchs in Heidelberg, Deutschland, und in St. Louis auf. Er hat einen Bachelor-Abschluss in Sozialwissenschaften von der Harvard University.

Diese(r) Vortragende hält außerdem:

Bojan Pancevski ist Deutschlandkorrespondent des Wall Street Journal und berichtet über alle Aspekte der größten Volkswirtschaft Europas und ihren Einfluss auf den Rest des Kontinents und darüber hinaus. Er deckt ganz Europa zu wichtigen Themen ab.

Bevor er zum WSJ kam, berichtete er für die Times und die Sunday Times of London aus Brüssel und Wien über Europa und konzentrierte sich dabei auf ein breites Themenspektrum, darunter den Krieg in der Ostukraine, die Migrationskrise 2015, den Aufstieg des Islamischen Staates in Europa und Russisch Einmischung in Europa und Großbritanniens Austritt aus der Europäischen Union.

Katja Gloger ist geschäftsführendes Vorstandsmitglied von Reporter ohne Grenzen. Sie arbeitete nach dem Studium der Slawistik und Politik in Hamburg und Moskau zunächst als TV-Reporterin beim WDR und wechselte 1989 zum Stern nach Hamburg, für den sie als Korrespondentin aus Moskau berichtete. 2004 ging sie als politische Korrespondentin für den Stern nach Washington D.C. Heute arbeitet sie als freie Journalistin und Buchautorin u.a. mit dem Schwerpunkt Russland. Im Januar 2017 erschien ihr Buch „Putins Welt. Das neue Russland und der Westen”, und im Herbst letzten Jahres „Fremde Freunde: Deutsche und Russen – die Geschichte einer schicksalhaften Beziehung.”

Foto: Hans-Jürgen Burkard

Geboren 1979 in Hamburg. Studium der Journalistik, Politik und Osteuropastudien in Bremen, London, Hamburg, Lublin und Warschau. 2006 und 2007 Stipendiatin der Robert Bosch Stiftung und der Besser- und Studienstiftung in Warschau. Ausbildung an der Deutschen Journalistenschule in München mit Stationen bei SPIEGEL ONLINE, Deutschlandradio und FAZ in Berlin. Von Mai 2009 bis August 2011 Redakteurin und landespolitische Reporterin bei WDR online in Köln und Düsseldorf. Seit September 2011 Redakteurin bei SPIEGEL ONLINE im Ressort Politik. Seit September 2016 Korrespondentin des SPIEGEL in Moskau, seit April 2022 Büroleiterin.