Language: Deutsch
06-17, 15:30–16:30 (Europe/Berlin), K0 (Visitor Center)
Wie konnte die Fifa 2010 auf die Idee kommen, Katar den Zuschlag für eine Fußball-WM zu geben, die zunächst sogar noch im Sommer bei über 50 Grad ausgetragen werden sollte? Die Autor*innen decken durch eine gut nachvollziehbare investigative Recherche und mit beeindruckenden dokumentarischen Szenen und Bildern auf, wie Katar durch den Kauf von Stimmen einzelner Wahlmänner des Fifa-Gremiums zum Ausrichter der WM 2022 wurde, mit welchen Mitteln sich die europäischen Fußball-Ligen davon überzeugen ließen, die erste WM im Winter (mit all den Nachteilen für die laufende Saison) zu spielen, und welche Rolle dabei Bayern München und dessen damaliger Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge übernommen haben.
Die gesamten Dreharbeiten werden von einem katarischen „Aufpasser“ überwacht, der ein kritisches Interview zweimal unterbricht und schließlich auch beendet. Trotz zunehmender Kritik von katarischer Seite gelingt es dem Team, die Dreharbeiten zu beenden und in geschickt geführten Interviews die autoritären gesellschaftlichen Verhältnisse in Katar aufzudecken.
Auf einer zweiten filmischen Ebene werden in einer Art Sketch u.a. die Vorgeschichte und das Ziel der katarischen Herrscherfamilie mit ihrem starken finanziellen Engagement in große Sportevents erklärt. Der Schauspieler Matthias Brand in der Rolle eines Jugendtrainers erläutert seinen Spielern den Masterplan des katarischen Scheichs. Er bricht damit die komplizierten Verhältnisse auf einfache Geschichten herunter.
Die Autorin Julia Friedrichs berichtet über die Dauer und die besonderen Schwierigkeiten einer solchen Recherche in einem autoritären Land: Wie kam es zu der Einladung durch das katarische Organisationskomitee der WM? Wie ist es gelungen, in einer ansonsten unzugänglichen Familie eines katarischen Sportfunktionärs zu drehen und dabei auch durchaus kritische Fragen zu stellen? Wie wurde aus den vielen Rechercheergebnissen das komplexe Konzept der Dokumentation entwickelt?
- Kommentar Dokus zur Katar-WM: "Und nun zum Sport"
- LSVD: FUSSBALL-WM IN KATAR: LET´S FOCUS ON HUMAN RIGHTS
- Skandal um WM-Botschafter Katars Jochen Breyers Doku „Geheimsache Katar“: Wie sich ein Land Anerkennung erkaufen will
- WM 2022: Wie der ZDF-Film "Geheimsache Katar" den Blick auf den Fußball erneut ändert
- Hier kann die Dokumentation angesehen werden
Gert Monheim studierte Deutsch, Geschichte und Politikwissenschaften an der Universität Köln und schloss das Studium mit dem Staatsexamen ab. 1971 begann er seine journalistische Laufbahn beim WDR. Nachdem er zunächst mehrere Jahre als Reporter für aktuelle Redaktionen gearbeitet hatte, wechselte er 1979 in die Hauptabteilung „Politik“ und realisierte eine ganze Reihe von gesellschaftkritischen Dokumentationen und Dokumentarfilmen. Ab 1996 war er beim WDR hauptverantwortlich für die Redaktion „Menschen hautnah“. 1999/2000 gründete er die Sendereihe „die Story“, die politische, auch investigative Dokumentationen aus dem Inland und Ausland für das WDR Fernsehen und die ARD realisiert. Für seine Dokumentationen und Reportagen bekam er zahlreiche Auszeichnungen. 2010 wurde er mit dem Sonderpreis des Hanns-Joachim-Friedrichs-Preises geehrt. 2007 erhielt er für „Der Gotteskrieger und seine Frau“ den Deutschen Fernsehpreis für die beste Reportage. Gert Monheim wurde für seine Arbeiten insgesamt mit drei Grimme-Preisen ausgezeichnet, u.a. im Jahre 2004 für die Entwicklung der Sendereihe die story.
Julia Friedrichs studierte Journalistik in Dortmund und Brüssel. Seitdem arbeitet sie als Autorin von Reportagen und Dokumentationen für die ARD, das ZDF und Die Zeit. Mit dem Redaktionsteam „docupy“ brachte sie die Filme „Ungleichland“, „Heimatland“ und „Neuland“ heraus. Für die Reihe ZDF-Zeit war sie unter anderem Autorin der Filme „Die Wahrheit übers Erben“ (mit Louis Klamroth) und „Geheimsache Katar“ (mit Jochen Breyer). Sie hat mehrere hochgelobte Bücher verfasst, darunter die Bestseller „Gestatten: Elite. Auf den Spuren der Mächtigen von morgen“ (2008) „Wir Erben. Was Geld mit Menschen macht“ (2015) und zuletzt: „Working Class. Warum wir Arbeit brauchen, von der wir leben können.“ (2021) Für ihre Arbeit erhielt sie zahlreiche Auszeichnungen, unter anderem den Grimme-Preis. 2022 wählte sie das Medium Magazin in der Kategorie Reportage zur Journalistin des Jahres.